Heute stellen wir Ihnen Uwe Nannenga aus dem RegV 259 "Ost-Friesland" vor:
Aber: Das war’s – auf sportlichen Höhepunkt folgt abruptes Aus.
Uwe Nanninga, echter Emder, 67 Jahre alt, gelernter Kaufmann, nach der Bundeswehrzeit u.a. 16 Jahre bei VW tätig, war von Kindheit an begeisterter Taubenliebhaber – und Federstauballergiker. Sein Schicksal ist schnell erzählt:
Etwa 6 Jahre alt, fing er seine erste Taube auf dem Rasen ein, versah die offene Seite einer Apfelsinenkiste mit Draht, und fertig war sein erster Taubenschlag! Aber schon nach wenigen Tagen war die Kiste leer. Hatten seine Eltern….?
1967, mit 10 Jahren erste Brieftauben im Emder Stadtteil Transvaal angeschafft, 1968 erste Teilnahme am Reisegeschehen. Aber schon mit 15 Jahren 6 Wochen zur Kur – wegen asthmatischer Beschwerden – und das vorläufige Ende: Nach der Rückkehr aus der Kur war sein Schlag leer, auch seine Lieblingstaube fehlte, seine Enttäuschung war riesengroß.
Es war die elterliche Sorge um seine Gesundheit…
Heirat, Zuflug eines Vogels, dazu ein Weibchen als Geschenk vom befreundeten Züchter Fritz Benjamins, Schlagbau, Kauf einer guten Maske, Wiedereinstieg bis zur Trennung von der Ehefrau.
Besonders in Erinnerung sind ihm aus der Zeit die Fahrten mit Bernhard Olthoff und Fritz, auch die zum Züchter Kradepohl ins Ruhrgebiet. Der Meister hielt nichts von der Jungtierreise, ließ die Tiere reifen, um dann später davon zu profitieren. Dieses Wissen sollte Uwe später helfen….
Erst mit Anfang 50, etwa ab 2010 ging es wieder aufwärts: Uwe lernte Ute, heue 50 Jahre alt, Verwaltungsangestellte und Powerfrau, kennen.
Gemeinsam erwarben sie ein Haus mit Garten, hatten Platz für ein kleines Taubenhaus in der Gartenecke – so dachte er. Aber Ute wurde zur Impulsgeberin, und das immer wieder: Warum kein Stall gegenüber der Terrasse, dort haben wir die Tauben doch immer schön vor Augen? Warum ziehst du Junge groß und verschenkst sie? Warum reist du nicht wie früher selbst? Warum baust du nicht einen größeren Stall? Einen Zuchtschlag?
Und mit Utes Unterstützung wuchsen ab etwa 2013 seine Erfolge. Aber er und auch Ute wollten mehr: „Du bist so selbstbewusst, warum lässt du dich in der Fütterung von anderen beraten? Die wissen doch auch nicht alles! Oder: Wenn die Tauben in diesem Prospekt von Rainer Püttmann besser sind als deine, warum holst du dir dort keine?“
Und Uwe fing Feuer. Er beschäftigte sich mit Futterzusammensetzungen, Beiprodukten, Futterplänen und Schlag-Optimierungen. Auch lernte er nächtelang aus YouTube-Videos, stellte die Fütterung um und erwarb 2015 10 Zuchttauben von Rainer Püttmann, die er auf Anraten des Schlagpflegers untereinander paarte. Uwe liebte Ute‘s Engagement und machte sie zur Schlagpartnerin, die im Hintergrund wirkte. Aber in der RV Emden wurde sie zur Geschäftsführerin gewählt, in der Einsatzstelle übernahm sie die Verantwortung für die Uhrenstelle und mehr. Uwe übernahm den Vorsitz seines Vereines „Luftbote“.
Die rein gezogene Püttmann-Nachzucht enttäuschte ihn zunächst, bis er bemerkte, dass gekreuzte, wenig erfolgreiche Jungtiere, die jährig oft nur 5 bis 6 Preise brachten, zweijährig auch zweistellig flogen. Sein Durchbruch gelang, als er 2018 den Steinbrink-Vogel 02573-17-102 von seinem Freund Willi Zager erhielt und mit der einzig verbliebenen Püttman-Täubin 0516-15-1287 paarte. Ab 2018 fielen daraus jedes Jahr Asse:
02573-18-71, 18-80 W, 19-333. 19-345 W und 19-328 W. –
Uwe reiste mit 18 Vögeln und bis zu 27 Weibchen in größtenteils totaler Witwerschaft aus seinem selbst gebauten Gartenschlag. Die Weibchen auf Dreiecksitzen, tagsüber mit freiem Zugang zur Voliere. Die Vögel nebenan im Zellenschlag, Tagsüber bei offener, mit Draht bespannter Außentür. „Saubere Luft ist neben gutem Futter das wichtigste!“ Uwe schlitzte zudem den mit Dachpappe belegten Dachfirst auf und deckte ihn mit längs aufgeschnittenen Steigrohren ab. Jetzt zog die an der Vorderfront eintretende Luft über den First ab. Insbesondere die Leistung der Weibchen verbesserte sich dadurch nochmals merklich.
Bereits 2022 wurde u.a. seine 02573-18-87 W
2. bestes Weibchen im Regionalverband mit 13 Preisen und 1093 Aspunkten,
die SG Nanninga/Doden 13. Regionalverbandsmeister des Verbandes.
Aber 2022 wurde auch zum Schicksalsjahr. Nach einer Coronaerkrankung verschlimmerte sich seine Federstauballergie: Atemnot, Schüttelfrost, Zusammenziehen der Bronchien, Grippe-Symptome, Lustlosigkeit, nachlassende Kraft trotz Staubmaske und geringerer Aufenthaltszeit im Schlag.
Trotzdem sollte das Jahr 2023 nochmals einen Leistungsschub bringen, der zum sportlichen Höhepunkt der SG gegen 222 Schläge in den 11 RVen des Reg. 259 führte:
8. Regionalverbandsmeister des Verbandes
3. Assweibchen 02573-21-225, 10 Preise, 902,45 Aspunkte
4. Regionalverbandsmeister Vorbenannte
4. Regionalverbandsmeister mit den 5 besten Tauben
3. Regionalverbands-Pokalmeister im Regionalverband 259 und Regionalflugsieg mit der 02573-19-346W am 11.06.23 ab Frankenthal
6. Niedersachsenmeister!
Die Weibchen aus ihrem Zuchtpaar waren kaum zu schlagen. Uwe: „Und der vorherrschende Ostwind der Saison 2023 kam nicht ungelegen, das muss man eingestehen!“
2024 sollte das Jahr 2023 noch toppen. Über Willi Zager eingeführte und mit seinem Zuchtweibchen gekreuzte Tauben von Heinz Bindacz zeigten sich jung schon hervorragend und alles war genauestens vorbereitet. Doch ein Lungenfacharzt machte Uwe im April 2024 einen Strich durch die Rechnung:
„So schlechte Blutwerte habe ich lange nicht gesehen und die Röntgenaufnahmen zeigen deutlich, wie angegriffen Ihre Lunge ist. Sie wären verrückt, noch einen Fuß in den Taubenschlag zu setzen!“
Ute reagierte mit Tränen. Unvorstellbar, ihren geliebten Sport aufgeben? Die vielen Sportfreunde aus den Augen verlieren? Und dann?
Aber Uwe war konsequent. Willi Zager kaufte seine Zuchttauben zu einem fairen Preis, weitere gingen an Sportfreunde aus Norden und Aurich. Alle Gerätschaften wurden abgegeben, größtenteils verschenkt, auch der Schlag an einen jungen Sportfreund abgegeben.
Aber der Frust und die Wut waren riesengroß, alle Unterlagen, auch das Zuchtbuch wurden vernichtet, alle Mitgliedschaften durch Uwe gekündigt. Nur Ute bleibt 2024 Kassenwartin in ihrem Verein.
Ich erinnere mich, dass ich am 04.11.2023 bei der Siegerehrung der Niedersachsenmeister in Verden neben dem 6. Nds. Meister Uwe Nanninga Doden und seiner Ehefrau Ute Doden saß. Aus Uwe sprudelte es nur so heraus: Wir haben das Zuchtpaar. Es ist unglaublich und nicht abzusehen, wohin unsere Erfolgsleiter noch führt. Der Vogel von Willi Zager mit dem Weibchen von Rainer Püttmann bringt nur beste Nachzucht. Unsere Erfolge 2023 gelangen nur mit der Nachzucht daraus und sind erst der Anfang…“.
Kaum zu glauben, dieser kräftige, anpackende und zuversichtliche Mann ist nur wenige Monate später kaum wieder zu erkennen…
Das Taubenjahr:
Uwe: Ich bin jetzt raus, habe keine Geheimnisse mehr und werde ganz offen schildern, wie ich meine Erfolge erreichte.
Im Frühjahr habe ich drei Kuren durchgeführt:
- mit Enrofloxan 10 % über 7 – 10 Tage, danach mit Belgaroni gegen Trichomonaden und mit einer Tablette Magix gegen Kokzidien.
Im Anschluss habe ich eine Woche Bt-Amin Forte von Röhnfried gegeben. Danach starteten die Tauben durch. Das ganze Jahr über gab ich keine weiteren Medikamente.
Fütterung 2023
Gefüttert habe von Vanrobaey die Sorten 35 – Energie, 183 Relax und 184 Premium Power Dynymik und 188 Protein. Die Zusammensetzung habe ich innerhalb der Woche und innerhalb der Saison von leicht zu stark gesteigert.
Sonntag/Flugtag:
Wasser:
Wegen der schnellen Verfallszeit habe ich erst bei Ankunft der 1. Taube Bt-Amin Forte, Rotosal und Proback 1000 in abgestandenes Wasser gegeben und in den Schlag gesetzt.
Futter: 183, 188
Montag
Wasser: Carni Speed und Probac 1000
Futter: 2 x 183, 188 mit Hessechol anrühren (entlastet die Leber) und K+K Eiweiß
Dienstag:
Wasser: Carni Speed
Futter: 2 x 184, 188, Hessechol, K+K Eiweiß
Mittwoch
Wasser: Carni Speed und Blitzform Abends nur Carni Speed
Futter: 2 x 184
Donnerstag
Wasser: Carni Speed, Carbo Power Abends nur Carni Speed
Futter: 2 x 184 und 35 mit Hessechol und Probak Energie
Freitag
Wasser: Carni Speed, Carbo Power Abends nur Carni Speed
Futter: 2 x 184 und 35 mit Hessechol und Probak Energie
Samstag/Einsatztag
Wasser: Rotosal
Futter: 2 x 183, 188 und Hanf
Mittags fütterte ich von Montag bis Freitag ca 20 Gramm Leckerlies (je 50 % Hanf und 50 % Sonnenblumenkerne) für 24 Tauben.
Meine Tauben bekamen morgens und abends immer satt zu fressen. Ich gab immer eine Grundmenge und füllte den Trog so lange nach, bis die ersten Tauben zur Tränke gingen.
Training
Freiflug gab ich von Dienstag bis Freitag gegen 07 Uhr und abends gegen 18 Uhr. Erst die Weibchen, dann die Vögel. Das konnte auch um 30 (oder mehr) Minuten variieren. Montags gab es kein Training.
Ich praktizierte die Umlaufmethode. Die Weibchen hatten im Anschluss tagsüber freien Zugang zur Voliere, wo sie sich meistens auch aufhielten.
Aufgrund meiner Allergie war ich wenig im Schlag. Meine Sorte reagierte trotzdem sehr auf mich. Wenn ich mittags in den Schlag kam, waren die Weibchen schon aus der Voliere heraus in den Nachtschlag gekommen und warteten auf mich. Und wenn ich sie mit: „Na, meine kleinen Scheisserchen“ ansprach, begannen sie zu brummen und sich auf ihren Plätzen zu drehen. Sie ließen sich von mir auch streicheln!
Uwe, leider trennen sich unsere Wege. Wir werden den Sport ohne dich, dem sympathischen und offenen Sportfreund ohne Allüren fortführen. Dir gehört das Schlusswort. Uwe:
„Ich habe nie Tauben abgegeben! Denn ich fühle mich nicht als Spitzenzüchter, dazu war mein Erfolgszeitraum viel zu kurz.“